Jetzt sin se nu ma da

eine Betrachtung nicht immer ernstzunehmender Standpunkte vor einem ernsten Hintergrund

Das Thema Wolf wird, wie jedes kontroverse Thema gerne auch in verschiedenen Foren diskutiert. Mal ernsthaft, seltener sachlich, manchmal unterirdisch, aber es gibt ebenso nur noch mit ausreichend Humor verdauliche Aspekte und Glaubensfragen. So wie hier aus dem WuH-Forum .

Zitat eines altgedienten Foristen: “Die zentraleuropäische Tieflandpopulation und die baltische wandern derzeit aufeinander zu. Ob es zwischen beiden einen echten genetischen Austausch gibt wird m.W. derzeit noch untersucht. Zwischen den Wölfen im Osten und denen aus der Karpatenpopulation besteht auch eine große räumliche Nähe, die aber nicht überbrückt wird. Die Populationen sind genetisch verschieden und zumindest vor ein paar Jahren war auch kein signifikanter genetischer Austausch nachzuweisen.“

Beiträge in solchen Foren sollte man nicht tierisch ernst nehmen, aber die Äußerungen des einen oder anderen Oberlehrers dort darf man zum Anlass nehmen, einige alte Zöpfe in dieser Diskussion ein wenig zu kürzen.

Wo in dieser freundschaftlichen Auseinandersetzung so heftig vom Glauben die Rede ist:
Nach bescheidener Kenntnis des Verfassers ist seit der Schöpfung (1. Buch Mose, AT) keine Art mehr vom Himmel gefallen. Aktuell dürfte es auch für landlebende Säugetiere dazu keine seriösen Nachweise geben.

Dass sich Arten, wenn denn die Bedingungen stimmen und sie überdies geschützt sind, zügig ausbreiten können, hat der Wolf bei uns seit dem Jahr 2000 so gründlich nachgewiesen, das sich jegliches Leugnen inzwischen im Bereich der Lächerlichkeit bewegt. Dafür sollte den mehr oder weniger gelehrten Betrachtern des Geschehens auch klar sein dass Isegrim dabei nicht systematisch die freien Rasterzellen des Monitorings besetzt sondern sich zuerst die besten Territorien sichert, bevor auch B-Lagen besiedelt werden. Schließen sich nun die Lücken zwischen der zweifelsfrei feststehenden Stammpopulation in Nordostpolen und dem seit 2000 rasch wachsenden Bestand der sog. „Zentraleuropäischen Population“ (ZEP), so wandert hier nichts aufeinander zu. In der Ausbreitung vorerst nicht besetzte oder im Monitoring noch nicht erkannte Rudelterritorien werden nach und nach bestätigt.

Die stets behauptete „Isolation“ widerlegt sich durch das Einzelbeispiel des besenderten „Alan“, den nach offizieller Angabe geringen Inzuchtkoeffizienten und die Veröffentlichung des Stammbaumes der deutschen Wölfe durch das Senckenberg-Institut 2015. Dies geschah anlässlich einer Anhörung im Sächsischen Landtag. Aus dem Protokoll wurde die nachstehende Folie entnommen. In dieser Grafik sind Zuwanderer aus anderen Populationen jeweils blau unterlegt. Für die drei letzten dargestellten Generationen waren das 17 Exemplare, d.h. an der Mehrheit der beprobten Wolfspaare waren Zuwanderer beteiligt. Da fragt man sich, wieviel frische Gene für einen signifikanten genetischen Austausch denn erforderlich sein sollen.

Stammbaum

Augenfällig ist in dieser Diskussion auch, dass die 2008 durch die LCIE vorgenommene Aufteilung europäischer Wolfspopulationen dringend einer Aktualisierung bedarf. Von den ursprünglich 10 dort genannten Populationen waren 2, die karelische und die baltische, alleine durch die Außengrenze der EU nach Osten definierbar. Die Alpenpopulation ist nie etwas anderes gewesen als die Ausbreitung des italienischen Bestandes in die französischen Seealpen und die Schweiz. Die sog. ZEP zeigt uns in ihrer heutigen Ausbreitung und Verdichtung, dass sie bereits unter ihrem ursprünglichen Namen „Deutsch-westpolnische Population“ einer realwissenschaftlichen Begründung entbehrte. Wir sollten es schlicht akzeptieren, dass wir es hier mit dem Westrand der Nordosteuropäischen Wolfspopulation zu tun haben. Dass sich diese auch genetisch z.B. von der sog. Karpatenpopulation unterscheidet und nicht geneigt ist, sich mit ihr nachhaltig zu vermischen, ist spätesten seit der vielzitierten Arbeit von Czernomska et al. 2013. Ebenso nachgewiesen ist die baltische Herkunft fast aller in DE vorkommender Wölfe. Wölfe kümmern sich nicht um Grenzen.

Nationalismen sind da fehl am Platz.

Würde man mit dem Begriff der Isolierung im Umgang mit Elektrizität so leichtsinnig umgehen, wäre das kreuzgefährlich. Kreuzgefährlich ist es auch, solche falschen Begriffe zu lange in der Diskussion zu halten.